Das Interesse an Elektrifizierung in der Automobilindustrie nimmt an Fahrt auf, während das Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU in nicht einmal mehr zehn Jahren in Kraft treten soll. Allerdings erhöht die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EV) den Druck auf die Energieinfrastruktur, da immer mehr Fahrzeuge geladen werden müssen.

Durch die Nutzung von intelligentem Laden ist es dagegen möglich, sowohl die Netzregulierung zu unterstützen als auch Anwendern Chancen zum sauberen und effizienten Laden zu bieten. Dank seiner zukunftsweisenden Forschung und der Entwicklung seiner innovativen Lade-App e:PROGRESS ist Honda Wegbereiter für diese Technologien, wie Michael Fischer, General Manager R&D Europe des Unternehmens, letzte Woche auf dem Future of the Car Summit der Financial Times erklärte.

„Während des Parkens und Ladens ergeben sich zahlreiche Chancen. Natürlich ist die Schnellladung möglich, das ist nicht das Problem. Sinnvoller ist es aber, diese Leerlaufzeit zum intelligenten Laden zu nutzen und dabei Geld zu sparen oder sogar zu verdienen. Wenn bekannt ist, wann der Anwender das Fahrzeug tatsächlich braucht, lässt sich der Ladevorgang entsprechend planen. Dazu ist nicht einmal bidirektionales Laden oder ein Stromanschluss erforderlich, denn das lässt sich mit einer relativ einfachen, aber umfassenden Software erledigen.“

Ein Beleg hierfür ist die e:PROGRESS App von Honda, die derzeit für die Plug-In-Modelle des Unternehmens in Großbritannien und Deutschland verfügbar ist. Die intuitive Smartphone-App nutzt die Präferenzen des Kunden und aktuelle Tarifinformationen zum intelligenten Laden anhand der kostengünstigsten Zeiten. Für Kunden in Großbritannien ergibt sich dadurch eine potenzielle Ersparnis von bis zu 2.000 GBP (etwa 2.350 EUR).

Ebenso können Fahrer ihre CO₂-Bilanz verbessern, indem sie die Batterie ihres Fahrzeugs zu den Zeiten aufladen, in denen im Stromnetz der größte Anteil an erneuerbaren Energien verfügbar ist. Darüber hinaus können Ladevorgänge automatisch so geplant werden, dass möglichst viel Energie aus den Solarmodulen auf dem Hausdach des Kunden genutzt wird.

Honda Smart Company

Für Honda ist dies aber erst der Anfang, denn das Unternehmen arbeitet daran, die Integration zwischen Fahrzeug und Energieversorger weiter auszubauen. Im europäischen Forschungs- und Entwicklungszentrum Honda R&D Europe in Offenbach, Deutschland, wurde Smart Company eingerichtet, um die Möglichkeiten des intelligenten und bidirektionalen Ladens eingehend zu erforschen.

Michael Fischer erklärt: „In diesem Testfeld können wir sämtliche Arten von intelligentem Laden und Netzinteraktionen testen. Gemeinsam mit Stromversorgern können wir schon jetzt die technische Machbarkeit all dieser Optionen zum intelligenten Laden, einschließlich V2G (Vehicle-to-Grid), belegen. Über eine App, eine spezielle Webseite oder einen Terminal im Foyer können wir unsere Mitarbeiter fragen: ‚Wann möchten Sie mit Ihrem EV von der Firma aufbrechen, und wie viel Batterieladung brauchen Sie?‘ Anhand dieser Informationen erstellen wir für jedes EV einen individuellen Zeitplan, damit es geladen ist, wenn es gebraucht wird. Wir ermitteln das beste Zeitfenster, um Spitzenzeiten zu vermeiden und möglichst viel unserer selbst generierten Solarenergie zu nutzen. Darüber hinaus sind diese Fahrzeuge in der Lage, überschüssige Elektrizität ins Netz zurückzuspeisen.“

V2G – Vorteile und Herausforderungen

Zwar bietet V2G zahlreiche Chancen für intelligenteres, kostengünstigeres und umweltfreundlicheres Laden, was auch der Netzregulierung zugutekommt, jedoch gibt es nach wie vor Herausforderungen. Zusätzlich zu Smart Company führte Honda umfangreiche Tests mit bidirektionalem Laden in der Schweiz durch. Dabei wurden einem Carsharing-Service 50 Fahrzeuge sowie bidirektionale DC-Ladestationen zur Verfügung gestellt.

Hintergrund der Studie war die Frage, wie einfach sich sowohl Mobilität als auch Energie gewinnbringend einsetzen lassen. Im Wesentlichen generierten die Fahrzeuge Einnahmen für die Anwender, wenn sie zu Transportzwecken gebucht wurden, aber auch durch das Zurückspeisen von überschüssiger Energie ins Stromnetz beim intelligenten bidirektionalen Laden.

Während die Tests rein technisch erfolgreich waren, müssen auf dem Weg zur kommerziellen Reife noch einige Hürden überwunden werden. „Es stellte sich heraus, dass sich das Geschäftsmodell nicht rechnet, weil die Kosten für Ladestationen, für die Plattform, aber auch für die gesetzliche Compliance zu hoch sind und durch die Einnahmen nicht gedeckt werden können“, fuhr Fischer fort. „Wenn man aber davon ausgeht, dass in Zukunft europaweit ein harmonisiertes System mit einem entsprechenden rechtlichen Rahmen verfügbar sein wird, ist der Ausblick durchaus positiv.“

Die Zukunft

Bei Honda ist man grundsätzlich der Überzeugung, dass für solche Technologien ein gemeinsames Vorgehen erforderlich ist, wovon die Gesellschaft als Ganzes, aber auch der einzelne Kunde profitiert. Honda stellt nicht nur Fahrzeuge bereit, sondern vollständige Mobilitätslösungen, die zum Ziel beitragen, bis 2050 bei allen Produkten und Unternehmensaktivitäten klimaneutral zu sein.

„Wir sind davon überzeugt, dass es nicht mehr ausreicht, einfach ein Elektroauto an den Händler zu liefern und ansonsten so weiterzumachen wie bisher“, sagt Fischer. „Wir müssen mehr tun und mit allen Beteiligten eng zusammenarbeiten. Wir müssen Kunden eine Komplettlösung verkaufen – nicht nur Fahrzeug und Ladestation, sondern auch die zugehörigen Services. Der größte Vorteil daraus ergibt sich auf gesellschaftlicher Ebene, denn durch den effektiveren Einsatz von Elektrofahrzeugen und intelligentem Laden lassen sich erneuerbare Energien besser nutzen, wovon letztlich alle profitieren.“