Mit zunehmender Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EV) bekommen auch die Fragen zu ihrer langfristigen Nachhaltigkeit immer mehr Gewicht. Eine sehr wichtige Frage lautet: Was geschieht mit den EV-Batterien, die nicht mehr straßenverkehrstauglich sind?

Zwar geht die Kapazität bei EV-Batterien mit der Zeit zurück, jedoch werden sie dadurch keineswegs nutzlos. Honda treibt die Forschung voran, Batterien zu einem produktiven zweiten Leben zu verhelfen. Wie das funktioniert und warum dies ein zentraler Bestandteil des zukünftigen Energie-Ökosystems ist, wird nachfolgend erläutert.

Verantwortliche Sammlung und Zustandsbewertung

Honda ermöglicht durch die Partnerschaft mit SNAM (Société Nouvelle d’Affinage des Métaux) in europäischen Ländern die Sammlung von gebrauchten Batterien aus Elektro- und Hybridfahrzeugen.

Anschließend werden diese Batterien einer gründlichen Beurteilung unterzogen, um ihr Potenzial zu ermitteln. Durch Materialrückgewinnung und Recycling wird dafür gesorgt, dass keine Batterie unnötig verschwendet wird und dass die wertvollen darin enthaltenen Rohstoffe entweder wiederverwertet oder erneut in Produktionsverfahren integriert werden.

Praktischer Nutzen: Second-Life-Projekte in Kalifornien

Honda hat den Erfolg solcher Second-Life-Batteriesysteme in der Praxis belegt. In Kalifornien werden ausgediente Honda Clarity EV-Batterien in Energiespeichersystemen im Stromnetz eingesetzt.

In dieser Anlage wird Solarenergie gespeichert und in Spitzenzeiten wieder zurückgespeist, um das lokale Stromnetz zu entlasten. Dabei werden durch die verstärkte Nutzung von grüner Energie nicht nur die Emissionen gesenkt, sondern die neuen Batterie-Setups bieten auch eine kostengünstigere Alternative.

Die hohe Leistung in Hochlastumgebungen belegt, dass aufbereitete EV-Batterien durchaus in der Lage sind, in Zukunft die kritische Infrastruktur für den steigenden Energiebedarf bereitzustellen.

Fortschrittliches Recycling wichtiger Rohstoffe

In Europa wird im Rahmen der Partnerschaft mit SNAM hydrometallurgisches Recycling genutzt (ein Verfahren zur Metallrückgewinnung mit bis zu 93 % Effizienz, bei dem Materialien mithilfe von wasserbasierter Chemie wertvolle Metalle entzogen werden), um Lithium, Kobalt, Kupfer und Nickel zu extrahieren, die dann in neuen Batterien oder anderen Industrien eingesetzt werden.

In Nordamerika hat sich Honda mit Ascend Elements und Cirba Solutions zusammengetan. Diese Unternehmen sind darauf spezialisiert, hochreine Materialen rückzugewinnen und in die Lieferkette der Batterieproduktion zurückzuführen. Dadurch entsteht ein geschlossener Materialkreislauf, der die Umweltfolgen verringert und die Lieferkettenresilienz verbessert.

Die wachsende Bedeutung von Stromspeichersystemen

Zwar hat Honda bisher noch kein eigenes Stromspeichersystem für Privathaushalte vorgestellt, jedoch bieten seine Infrastruktur und Partnerschaften ein erhebliches Potenzial für entsprechende Lösungen.

In nicht allzu ferner Zukunft könnten Second-Life-Batterien von Honda durchaus in Privathaushalten eingesetzt werden, um Solarenergie zu speichern, über Nacht günstigere Strompreise zu nutzen oder bei Stromausfällen als Notstromversorgung zu dienen. Hauseigentümer könnten so ihre Stromkosten und die Abhängigkeit vom herkömmlichen Stromnetz deutlich reduzieren und zugleich zu einer umweltfreundlicheren Energiezukunft beitragen.

Ein beeindruckendes Beispiel ist B2U Storage Solutions, ein US-amerikanisches Technikunternehmen, das beachtliche Fortschritte in der Aufbereitung von EV-Batterien zur Energiespeicherung im Stromnetz erzielt hat, wobei viele der verwendeten Batterien aus Honda Clarity Fahrzeugen stammen. In seinen Hybridanlagen, vor allem in Sierra und Cuyama, wird überschüssiger Solar- oder Netzstrom gespeichert und dann in Hochlastzeiten ins Netz zurückgespeist.

Zwar versorgen diese Einrichtungen keine Privathaushalte, sondern Versorgungs- und kommerzielle Betriebe, jedoch belegen sie, dass Second-Life-EV-Batterien für die Speicherung im großen Stil sowohl praktikabel als auch ausreichend skalierbar sind.

Warum ist die Batterieaufbereitung wichtig?

EV-Batterien zu einem zweiten Leben zu verhelfen, ist nicht nur sinnvoll, sondern eine strategische Notwendigkeit.

Durch die Verlängerung der Lebensdauer dieser hochwertigen Komponenten wird der Rohstoffverbrauch gesenkt, CO₂-Emissionen im Zusammenhang mit der Batteriefertigung werden reduziert und die Belastbarkeit von Stromnetz und Einzelhaushalten wird gestärkt.

Je mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, desto wichtiger werden diese Systeme sein, um eine Kreislaufwirtschaft und CO₂-arme Energiezukunft zu schaffen. Von der Straße bis ins Stromnetz und möglicherweise auch bis in Privathaushalte können EV-Batterien deutlich länger produktiv genutzt werden.